Montage of Heck

Ewig wieder nicht gebloggt, weil nur geblockt. Das Leben rennt nun mal, wenn man nicht hinsieht.

Eben den Dokumentarfilm “Montage of Heck” gesehen. War in meiner Jugend nie ein großer Nirvana Fan, war damals einfach nicht (un)reif genug dafür, auch wenn im Nachhinein viel von Kurts Geschichte bei mir anklingt. Es ist ein großer Film, auch wenn er mitunter durch die Aussagen der interviewten Personen gefärbt ist, aber dennoch dabei hilft, Cobain und seine Musik zu verstehen. Zumindest stellte ich mir endlich mal wieder die Frage, was mir wichtig ist.

Vertreibe mir in letzter Zeit zu sehr die Zeit mit Unnützem. Sollte ich ändern. Werde ich aber wohl nicht…

Unterwegs

Am Wochenende alte Freunde besucht, die ich länger nicht gesehen hatte. Was Paare angeht, kenne ich nicht viele, die eine solche Einheit bilden. Konnte sie endlich in ihrem neuen Haus besuchen. Dazu kommt, dass ihre sechs Monate alte Tochter sie nur noch besser macht. Die Angst vorm Erwachsensein verschwindet gegenüber solchen Vorbildern.

Leider diesmal nichts von Stuttgart erlebt. Zu viel Arbeit und fast keine Zeit. Auch die letzten Tage über nur gearbeitet und noch immer nichts für den Umzug vorbereitet.

Momentane Lektüre: UC von Krausser. Auch hier wieder ein schlechtes Vorbild im “Romanhelden”.

Part 4

Wenn man davon ausgeht, dass die Kindheit, die Jugend und das Studium die großen Lebensabschnitte markieren, dann fängt bei mir in diesem Jahr wohl endlich der vierte große Abschnitt an. Vier Jahre als Lehrer gearbeitet und trotzdem nie das Gefühl gehabt, voll im Berufsleben angekommen zu sein. Das bestandene Referendariat ändert allerdings wohl einiges.

Wohnungssuche, um dem Nachbarn aus der Hölle zu entkommen, war endlich erfolgreich. Ab Juli/August geht eine sehr lange Zeit in meinem geliebten Trier zu Ende. Wehmut bleibt noch aus, wird aber wohl kommen, sobald die durch die Decke der jetzigen Wohnung gespiegelten menschlichen Abgründe keine Rolle mehr spielen.

Eine leichte Euphorie wechselt sich mit Überforderung und altbekannter Bindungsangst ab. Wohnungsbesitzer. Wahnsinn!

Laser Wachhunde

Und wieder ist eine Woche vorbeigeschossen.

Wohnung besichtigt. Tolle Lage, stilvoll und groß. Die damit verbundenen Schulden schrecken ab und eine gewisse Angst setzt beim Gedanken ein, sich derartig langfristig zu binden. Die Ermutigung meiner Freunde und Familie hilft jedoch dabei, über meinen eigenen Schatten zu springen. Die Bank ist ebenfalls an Bord. Ein neuer Lebensabschnitt kann also mit ein wenig Glück beginnen.

Größter Erfolg der Woche: Vortrag vor zwei Schulklassen über den Wechsel im Superhelden-Comic seit seiner Entstehung vor 75 Jahren gehalten. Auf Anregung einer Kollegin hin das Thema mit Nietzsches Übermenschgedanken verbunden, um die existentialistischen Probleme von Superhelden zu ergründen. Alleine bei Alan Moores Watchmen lässt sich hier einiges finden. Die heutige Gesellschaft würde die Helden von damals wohl nicht mehr akzeptieren und bevorzugt Figuren mit Fehlern und Selbstzweifeln. Vortrag war Teil eines kleinen Comicfestivals eines Gymnasiums. Zum ersten Mal als Comicforscher ernst genommen worden.

Watch_Dogs angespielt. Gelungener Zeitvertreib, dessen vernetzte Welt ein beängstigendes Bild einer möglichen Zukunft zeichnet. Auf Knopfdruck sind alle Informationen über jeden Menschen erhältlich. Wahrscheinlich nicht mal mehr Zukunftsvision.

Mit Dude und seinen Kumpels zum Lasertag. Nervenkitzel und jede Menge Spaß. Jedoch gemerkt, dass die körperliche Form zu wünschen übrig lässt.

Dennoch bleibt als Fazit eine sehr gute Woche.

La Grande Bellezza

Wochenende in der Heimat verbracht.Vater überraschend besucht. Das Gespräch war erträglich und Kritik blieb zur Abwechslung mal aus. Viel spaziert und das altbekannte Dorf in seiner Fremdheit auf mich wirken lassen.

“Die große Schönheit” mit M. gesehen. Sorrentinos wuchtige Bilder überzeugen erneut. Schon bei “This must be the place” stark beeindruckt. Nach dem Film noch kurz durch die Nacht spaziert, um nicht zu sehr in Melancholie zu verfallen. Sternenklare Nacht, wie ich sie lange nicht gesehen habe.

Erste Wahlergebnisse in Frankreich sind erschreckend. Unbegreiflich.

Von Plüschgewittern und Ketten

Habe die Lektüre von “In Plüschgewittern” von Herrndorf beendet und bin froh, dass sein misanthropischer Held nicht liebenswürdiger ist, da so das Identifikationspotential auf einem ertragbaren Niveau blieb. Frage mich immer wieder, warum mir gesellschaftliche Normalität so unerträglich erscheint.

Arbeite seit Tagen an einem Vortrag über den Wechsel vom traditionellen Superhelden zum Antihelden und freue mich langsam richtig darauf. Versuche Nietzsches Gedanke vom “Übermenschen” mit einzubauen, ohne dass das Ganze zu komplex wird. Keine leichte Aufgabe. Interessant ist aber vor allem die Recherche. Werde wohl auch meine letzte schriftliche Arbeit zum Thema Comics verfassen. Bisheriger Arbeitstitel: “Wie der deutsche Comic zur Literatur wurde.” Fragt sich nur, ob er dies mittlerweile wirklich wurde. Dass Ulli Lust den Los Angeles Times Book Prize für “Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens” bekommen hat, spricht allerdings dafür.

Gestern mit Y. bei Chain and the Gang abgefeiert. Selten merkwürdiger Frontmann, der mich vor Konzertbeginn aufforderte, die Band anzusagen. Der Bierpegel führte zu folgendem Resultat:

“Ladies and Gentlemen. Chain & the Gang!”

22,86 Zentimeter lange Nägel

Ein Wochenende gehabt, wie vor den Strapazen der letzten Monate. Langsame Rückkehr zum “normalen Leben”.

Freitags Nine Inch Nails gesehen. Atemberaubender Auftritt, der nicht nur durch die musikalische Komponente überzeugte. Selten erlebt, dass eine Band ihren Auftritt zu einem durchdachten Erlebnis für das Publikum macht. Endlich V. wiedergesehen und neue Kontakte geknüpft. Muss öfter aus dem Schneckenhaus und die wahren Freundschaften im Leben nähren.

Samstags zum Public Viewing genötigt worden. S. den Gefallen getan und wider Erwarten einen schönen Abend verbracht.

Heute dann mit S. und B. gegrillt und “Fack Ju Göhte” geschaut. Erschreckend wie viele der überspitzten Darstellungen manchmal meinem Alltag entsprechen. Die Message allerdings nicht verkehrt: “Die Kids brauchen jemanden, der sie versteht.”

Clementine gegen die Welt

Endlich in Kerouacs “On the Road” weiter gelesen. Vor einigen Monaten weggelegt, weil der Stil mir nicht gefiel. Merke jetzt allerdings, dass es eher an meiner derzeitigen Gemütsfassung als am Buch selbst lag.

Kapitel 3 der zweiten Staffel “The Walking Dead” gespielt. Leider wieder sehr kurz. Dennoch eines der wohl besten Spiele auf dem Markt, da es, wie kaum ein anderer Vertreter des Mediums, den Spieler vor harte Entscheidungen stellt und diese konsequent und unbarmherzig zu Ende führt. Musste öfter an die Worte eines Schülers denken, der diese Woche geschickt erkannt hatte: “Der Herr der Fliegen steckt in allen Jungen auf der Insel.” Merke, dass ich teilweise härtere Entscheidungen traf als vielleicht noch vor einem Jahr. Die Nerven liegen halt blank.

Erste Wohnungsbesichtigung für nächste Woche angesetzt. Zeit die Zukunft in Angriff zu nehmen.

Morgen Nine Inch Nails live. Vorfreude bleibt bisher aus.

Arbeit und Struktur

Lektüre von Herrndorfs “Arbeit und Struktur” beendet. Am Ende geweint und das Universum verflucht. Kurz darauf alles von Herrndorf bestellt, was ich noch nicht besitze. Im Herbst soll “Isa”, die Fortsetzung von “Tschick”, als Fragment erscheinen.

Weitere Tagesecoute: “Das Vermächtnis des Maître Mussard” von Süskind. Süskinds Stil weiterhin ein Genuss. Die allegorische Erzählung ebenfalls ganz nach meinem Geschmack. Lese (oder höre) in letzter Zeit jedoch zu viel, das sich mit dem Tod beschäftigt.

Erneute leichte Verzweiflung bei der Suche nach einem neuen Wohnsitz. Hoffe in einigen Wochen Gewissheit über die Arbeitsplatzsituation zu haben und endlich eine Entscheidung treffen zu können.

Imperium

Erneuter Anfall starker Kopfschmerzen. Werden in letzter Zeit wieder häufiger. Liegt möglicherweise am noch nicht verarbeiteten Stress des Referendariats, kann aber auch an den auftretenden Existenzängsten liegen, die durch die momentan vorherrschende Ungewissheit immer stärker werden.

Ecoute des Hörbuchs “Imperium” beendet. Interessanterweise heute den Eintrag von Herrndorf gelesen:

Lektüre: Imperium. Stilblüten, Redundanzen, Adjektive. Kein Lektorat, wie man hört, und das zuletzt auf welchen Wegen auch immer in Druck gelangte Syntaxmassaker macht es schwer zu entscheiden, ob darunter tatsächlich noch ein Roman verborgen ist. Nach zehn Seiten die Frage, ob das Absicht sein könnte – aber was für eine? -, nach fünfzig Seiten weggeworfen. Hin und wieder ein Kracht-Satz wie früher, ein gutes Bild, aber zu 95 Prozent zweitklassige Parodie eines viertklassigen Autors der vorletzten Jahrhundertwende. Oder wie der Verfasser selbst nun vermutlich sagen würde: Ein in einem aufs Allerärgste fidel und famos mißlungenen Stile verfaßtes Palimpsest, welches auch der wohlweisliche Gebrauch eines lustig in der Luft vor des Protagonisten blaßbewimperten Augen wippenden Federkiels zur Verfertigung gleichsam nicht habe salvieren können. Hätte habe hat. Cum grano salis dergestalt indessen. Das Erstaunlichste an alledem vielleicht, was sich das Feuilleton noch immer für einen Begriff von Thomas Mann macht.

Teile die extreme Meinung zwar nicht, fühlte mich jedoch dennoch von den übertriebenen Schachtelsätzen und der gekünstelten Sprache gestört. Merke wie mir Herrndorfs Stil immer besser gefällt. Vorgenommen “Sand” im Sommer nochmals durchzunehmen, diesmal als Lektüre.

Kann “Arbeit und Struktur” kaum aus der Hand legen und merke, dass ich bei jeder Seite den Drang verspüre mein Leben zu überdenken. Kaum ein Buch hat in den letzten Jahren einen solchen Impakt auf mich gehabt. Verbringe zu viel Zeit vor dem Fernseher und der Konsole und merke, wie das Leben an mir vorbeizieht, ohne dass ich daran teilhabe.

Die Passivität hat Auswirkungen auf den Beruf. Bekomme die Jugendlichen momentan nicht begeistert. Wenn ich vom großen Grenouille rede, merke ich, dass meine Begeisterung nicht überschlägt, dass der geruchlose Duftmischer die Jugendlichen kalt lässt. Ähnlich die Empathielosigkeit bei der Ergründung der Verwilderung auf Goldings Insel. Vielleicht müsste jemand mit Piggys Brille das Feuer neu entzünden.